sfk [Guillermo Del Toros Pinocchio (OV) | Kurzfilmpreis unterwegs | Im Westen nichts Neues (DF) | Cinemafoyer]
Newsletter des Studentischen Filmkreises an der TU Darmstadt e.V.
sfk-news at lists.tu-darmstadt.de
Sa Apr 15 15:18:51 CEST 2023
Liebe Filmfreundinnen und Filmfreunde
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Diese Woche steht im Zeichen der Gewinnerfilme: Insgesamt kommen unsere
Filme diese Woche auf fünf Oscarauszeichnungen und fünf Auszeichnungen
in Gold des Deutschen Kurzfilmpreises.
In den letzten Jahren gab es einige Neuverfilmungen des klassischen
Kinderbuches „Abenteuer des Pinocchios“ von 1883.
Darunter eine durchaus sehenswerte, nahezu werkgetreue, italienische
Version von 2019, in der Roberto Benigni in die Rolle des Holzschnitzers
Geppetto schlüpft.
Benigni wagte sich übrigens 2002 als Regisseur und Drehbuchautor selbst
an eine Verfilmung des Stoffes. Möglicherweise nicht die beste Idee
scheint dabei gewesen zu sein, dass er als damals 50-jähriger Mann die
Rolle der unschuldigen Holzpuppe Pinocchio selbst übernahm.
Auf der Website von Rotten Tomatoes, wo Kritikerstimmen gesammelt
werden, erhält der Film als einer der wenigen 0% positive Kritiken, was
aber auch teilweise an der unerhört schlechten amerikanischen
Synchronisation liegt.
Aber auch andere haben sich an der vermeintlich simplen Geschichte
verhoben: 2022 veröffentlichte Disney eine Neuverfilmung seines
Zeichentrickklassikers von 1940. Die Kombination aus Realfilm und
Animation konnte weder Kritiker noch Publikum überzeugen.
Lediglich drei Monate später erschien „Guillermo del Toros Pinocchio“.
Del Toro, bekannt für seine düsteren Fantasy-Filme, scheint dem Aufruf
italienischer Schriftsteller, die Geschichte nicht als Kinderbuch zu
lesen, nachgekommen zu sein.
Ähnlich wie "Pan’s Labyrinth" zu Zeiten des spanischen Bürgerkrieges
angelegt war, verlegt er die Geschichte um Pinocchio in das
faschistische Italien unter Mussolini, was der düsteren Geschichte und
den einzelnen, abgeänderten Episoden eine ganz eigene Dramatik verleiht.
Er schreckt auch nicht davor zurück, den „Duce“ selbst auftreten zu
lassen.
Diese mutigen Entscheidungen und die fantastische Stop-Motion-Animation
realer Puppen lassen den Film zu einem Meisterstück werden.
Zurecht wurde er bei den diesjährigen Oscars als Bester Animationsfilm
ausgezeichnet.
Am Mittwoch wird es wieder Zeit für Kurzfilme.
Nachdem wir letztes Jahr das 25. Jubiläum im Audimax feierten, kehrt die
Reihe kurz.film.tour ins Programmkino Rex zurück.
Dort zeigen wir euch fünf der sechs Preisträger des Deutschen
Kurzfilmpreises in Gold und am Schluss läuft ein ausgewählter Kurzfilm
aus weiteren sieben Nominierungen.
Das komplette Programm findet ihr weiter unten oder mit zusätzlichen
Informationen auf unserer Website.
Am Donnerstag folgt nach Pinocchio eine weitere Literaturverfilmung.
Der Roman „Im Westen nichts Neues“ von Erich Maria Remarque aus dem Jahr
1929 erzählt von den Schrecken und der Sinnlosigkeit des Ersten
Weltkrieges aus der Sicht eines jungen deutschen Soldaten.
Schon kurz nach seiner Veröffentlichung wurde er als Bestseller in
zahlreiche Sprachen übersetzt, bevor er unter den Nazis verboten wurde,
da er sich der Heroisierung von Soldaten und Krieg verwehrte.
Bereits 1930 erschien eine US-amerikanische Verfilmung des Stoffes, die
mit zwei Oscars ausgezeichnet wurde.
Eine ebenfalls englische Verfilmung fürs Fernsehen folgte 1979.
Edward Berger, der zuletzt mit dem Spielfilm „All My Loving“ zeigte,
dass er als Regisseur neben Krimi und Komödie auch das Drama beherrscht,
schuf 2022 die erste deutsche Adaption.
Er nahm einige Änderung gegenüber der Vorlage vor, führte u.a.
zusätzliche Figuren ein und beschrieb die Bemühungen in
Friedensverhandlungen, die im Buch nicht vorkamen.
Hierzulande führten seine zweifelhaften Anpassungen zu negativen Stimmen
von Filmkritikern und Militärhistorikern.
International dürfte das keine große Rolle gespielt haben, weshalb das
bildgewaltige Werk mit vier Oscars ausgezeichnet wurde: Bester
Internationaler Film, Beste Kamera, Beste Filmmusik und Bestes
Szenenbild.
Sowohl mit Kameramann James Friend als auch Musiker Volker Bertelmann
(auch bekannt als Hauschka) arbeitete Berger vorher bei den
internationalen Serienproduktionen „Patrick Melrose“ und „Your Honor“
zusammen.
Neben vielen bekannten deutschen Schauspielern spielt in der Hauptrolle
des Paul Bäumers der österreichische Theaterdarsteller Felix Kammerer,
der sein Leinwanddebüt gibt und bereits vielen als Entdeckung gilt.
Noch ein Hinweis zu weiteren Kulturveranstaltungen:
Die Aktion Theaterfoyer feiert in diesem April ihr 50-jähriges Jubiläum
mit zahlreichen Veranstaltungen wie Frühschoppen, Kammerkonzert und
musikalischem Nachmittag.
Für eine Veranstaltung wollen wir als Kinoenthusiasten aber ausdrücklich
werben: das Cinemafoyer.
Am kommenden Montag (17.04.) wird anlässlich des Jubiläums in dieser
Reihe der Stummfilm "Faust" gezeigt.
Die Klavierbegleitung übernimmt kein Geringerer als Uwe Oberg, den ihr
bereits von unseren Stummfilmabenden kennt.
Um 20:00 Uhr startet die Veranstaltung im Foyer Großes Haus des
Staatstheaters Darmstadt. Der Eintritt ist frei.
Weitere Informationen gibt es hier:
https://theaterfoyer-darmstadt.de/
https://www.staatstheater-darmstadt.de/veranstaltungen/aktion-theaterfoyer.95/
Diese Woche im Filmkreis
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Dienstag, 18.04.23 um 20:00 Uhr im Audimax
Guillermo Del Toros Pinocchio
Vereinigte Staaten, Mexiko, Frankreich 2022, 117 min
Originalversion
Mittwoch, 19.04.23 um 20:30 Uhr im Programmkino Rex
Kurzfilmpreis unterwegs:
- „Muss ja nicht sein, dass es heute ist“ von Sophia Groening,
Spielfilm, D 2022, 7 Min.
- „Will my Parents Come to See Me“ von Mo Harawe, A/D/Somalia 2022, OmU,
Spielfilm, 28 Min.
- „Bird in Italian is Uccello“ von Gernot Wieland, D 2021,
Experimentalfilm, OmU, 14 Min.
- „Backflip“ von Nikita Diakur, D/F 2022, Animationsfilm, OmU, 12 Min.
- „Lamarck“ von Marian Mayland, D 2022, Dokumentaktion, 28 Min.
- „Urban Solutions“ von cinéma copains & Pátio Vazio, D 2022,
Experimental- und Dokumentar-film, OmU, 30 Min.
Donnerstag, 20.04.23 um 20:00 Uhr im Audimax
Im Westen nichts Neues
Deutschland / Vereinigtes Königreich 2022, 148 min
Deutsche Fassung
Vorschau
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Di., 25.04.23 Brügge sehen... und sterben?
Mi., 26.04.23 Blinddate
Do., 27.04.23 The Banshees of Inisherin
Di., 02.05.23 In der Nacht des 12.
Mi., 03.05.23 Girls Girls Girls
Do., 04.05.23 She Said
Di., 09.05.23 Zum Beispiel Balthasar
Mi., 10.05.23 Bones and All
Do., 11.05.23 Der gestiefelte Kater: Der letzte Wunsch
Guillermo Del Toros Pinocchio
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Guillermo del Toros Pinocchio ist einer der gelungensten Filme des
letzten Jahres, und das kann ich schreiben, ohne mir Sorgen um die Länge
meiner Nase zu machen. Die Oscarnominierung als bester Animationsfilm
spricht für sich.
Der Film bietet, was er verspricht: Pinocchio, aber nicht als
Familienfilm, sondern in einer düsteren Variante, del Toros Handschrift
klar erkennbar. Sei es in der Übertragung der Handlung in Mussolinis
faschistisches Italien oder in den bizarren, teils gruseligen, teils
fantastischen Kreaturen, die den Film bevölkern.
On top gibt es noch erstklassige Stop-Motion-Animation und Starbesetzung
– darunter Ewan McGregor, Tilda Swinton und Christoph Waltz.
Im Westen nichts Neues
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1917: Ein Soldat in einem Schützengraben. Der Befehl zum Angriff. Kugeln
fliegen, Schlamm spritzt, Menschen sterben. Auch der Soldat. Seine
Uniform wird eingesammelt, geflickt und erreicht Paul Bäumer, der,
verführt von der allgemeinen Kriegseuphorie, in die deutsche Armee
eintritt.
So beginnt die Neuverfilmung von „Im Westen nichts Neues“. Sie folgt
Paul durch die Schrecken des ersten Weltkriegs. Einer der raren wahren
Antikriegsfilme: Hier gibt es keine Helden. Zweieinhalb Stunden geballte
Sinnlosigkeit des Krieges. Schwere Kost, aber dadurch umso wichtiger.
Der Lohn: Neun Oskarnominierungen, darunter, erstmals für eine Deutsche
Koproduktion, in der Königsklasse „Bester Film“.
Und tschüss
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Bis dann im Audimax! (MA)
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Studentischer Filmkreis - Wir verzaubern das Audimax
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