sfk [Die Büchse der Pandora | Bad Tales | Belle]

Newsletter des Studentischen Filmkreises an der TU Darmstadt e.V. sfk-news at lists.tu-darmstadt.de
Mo Nov 14 17:11:46 CET 2022


Liebe Filmfreundinnen und Filmfreunde
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Am Dienstag öffnen wir Pandoras Büchse. In der griechischen Mythologie 
enthielt sie alles Übel, aber auch die Hoffnung. Beim Öffnen konnten 
alle Übel in die Welt entweichen, nur die Hoffnung blieb zurück. Warum 
der Mensch dennoch die Hoffnung kennt, wurde nachträglich mit einem 
angeblichen zweiten Öffnen der Büchse erklärt.

Auch unser Stummfilm „Die Büchse der Pandora“ von 1929 unterlag aufgrund 
von Zensur in verschiedenen Ländern, später folgte gar das Verbot unter 
den Nationalsozialisten, nachträglichen Änderungen.
Die für damalige Zeit revolutionäre Nebenhandlung von lesbischer 
Zuneigung wurde abgeändert oder gar gestrichen.
Auch auf das Ende wurde Einfluss genommen und so hängt es von der 
Schnittfassung ab, ob es am Ende Hoffnung für unsere Protagonistin Lulu 
gibt oder nicht.

Der Schwarzweißfilm von G.W. Pabst erhielt in seiner Erscheinungszeit 
vielfach vernichtende Kritiken, entwickelte sich im Laufe der Zeit aber 
zu einem Filmklassiker der Weimarer Republik und schaffte es auf Platz 
sieben von Quentin Tarantinos Lieblingsfilmen.

Wie schon bei den Stummfilmen der letzten Jahre wird auch „Die Büchse 
der Pandora“ wieder von Uwe Oberg, Kurator des Just Music Festivals in 
Wiesbaden und Gewinner des Hessischen Jazzpreises, mit Live-Klavier und 
Live-Elektronik begleitet.



Hoffnung ist auch ein zentrales Thema unseres Mittwochsfilms „Bad 
Tales“.
In einer römischen Vorstadtsiedlung hatten die Erwachsenen auf ein 
besseres, gutbürgerliches Leben gehofft. Doch ihr geplatzter Traum und 
ihre Perspektivlosigkeit führen zu Frustration und Aggression. Ihre 
Kinder beginnen, ihren Eltern immer ähnlicher zu werden und sorgen 
dafür, dass die gesamte Siedlung auf eine Katastrophe zusteuert.

Für die beiden Brüder Damiano und Fabio D’Innocenzo ist es erst der 
zweite realisierte Spielfilm.
Ihr erster lief auf der Berlinale noch in der Sektion Panorama, 
wohingegen es „Bad Tales“ schaffte, direkt in den Hauptwettbewerb 
aufgenommen zu werden, wo die Brüder den Preis für das beste Drehbuch 
erhielten.

Während der Film hierzulande im Kino kaum Beachtung fand, wurde er in 
Italien mehrfach ausgezeichnet.



Im Silicon Valley wird vom Metaversum geträumt. Während man sich 
landläufig über die Animation von Mark Zuckerberg amüsiert, zeichnet 
unser Donnerstagsfilm eine wunderschön animierte und fantasievolle 
Version dieser virtuellen Zukunftsvision.

Die Geschichte des japanischen Kinofilms „Belle“ ist inspiriert vom 
französischen Volksmärchen „Die Schöne und das Biest“ und findet 
Anleihen beim gleichnamigen Disney-Film. Dabei zeigt er auf, dass wir 
unseren Ängsten und Sorgen auch in der virtuellen Welt nicht entfliehen 
können.

Nicht nur beim Kinopublikum kam der Streifen gut an, sondern auch bei 
den Festivalbesuchern in Cannes 2021, wo der Film mit einer 14 minütigen 
stehenden Ovation gefeiert wurde.



Diese Woche im Filmkreis
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Dienstag, 15.11.22 um 20:00 Uhr im Audimax
Pandora's Box Stummfilm mit Live-Musik
Deutschland 1929, 133 min
Stummfilm mit Live-Musik

Mittwoch, 16.11.22 um 20:30 Uhr im Programmkino Rex
Bad Tales
Italien / Schweiz 2020, 98 min
Originalsprache mit deutschen Untertiteln

Donnerstag, 17.11.22 um 20:00 Uhr im Audimax
Belle
Japan 2022, 121 min
Originalsprache mit deutschen Untertiteln



Vorschau
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Di., 22.11.22 Der schlimmste Mensch der Welt
Mi., 23.11.22 Der perfekte Chef
Do., 24.11.22 Zombie
Di., 29.11.22 The Card Counter
Mi., 30.11.22 Blinddate
Do., 01.12.22 Top Gun | Top Gun: Maverick
Di., 06.12.22 Meine schrecklich verwöhnte Familie
Mi., 07.12.22 The Outfit
Do., 08.12.22 Everything Everywhere All at Once
Di., 13.12.22 Fitzcarraldo
Mi., 14.12.22 Der Pate



Pandora's Box
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Vor fast 70 Jahren stahl der Filmkreis den Film aus dem Kino-Olymp und 
brachte ihn an die TU.

Während es für uns seitdem eigentlich nur eine Devise gab, nämlich 
höher, schneller, weiter, geht es für alle Beteiligten in G. W. Pabst's 
Film eigentlich nur in die entgegengesetzte Richtung: Bergab.

Lulu, ihres Zeichens Revuetänzerin, tanzt durch die schillernden 20er 
Jahre, wickelt links und rechts die Männer (und Frauen) um ihren Finger, 
spinnt Intrigen und lebt dabei gut auf Kosten ihrer Liebhaber. Das das 
nicht auf Dauer so gut gehen kann zeigt sich spätestens, als sie vor 
Gericht den Mord an einem eben jener verantworten muss. Eine wilde 
Flucht durch Europa beginnt, wobei das Motiv des Films, getragen durch 
den Titel, immer deutlich wird.

Denn so wie Pandora Prometheus verführen und bestrafen sollte, so reißt 
Lulu jeden, der ihr begegnet, hinab in ein Feuer aus Sinnlichkeit, Lust 
und Begehren. Eine Flamme, so heiß, dass sie immer häufiger droht, auch 
sie zu verschlingen…



Bad Tales
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Ein namenloser, zwielichtiger Erzähler stimmt uns auf eine Geschichte 
ein, die aus einem von ihm gefundenen Tagebuch eines Mädchens stammen 
soll: Der Sommer in einem Vorort Roms, dessen sterile Reihenhäuser an 
US-amerikanische Vorbilder erinnern, könnte so schön sein, stünde nicht 
die emotionale Verrohung und Kälte der Erwachsenen im Kontrast zur 
flirrenden Hitze.

Unter der Oberfläche der heilen Familienwelt brodelt es. Leidtragende 
sind die Kinder. Eine bevorstehende Katastrophe zeichnet sich ab.

Das Drama wurde auf der Berlinale 2020 mit dem Preis für das beste 
Drehbuch ausgezeichnet.



Belle
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Haben wir in den sozialen Medien eine zweite Persönlichkeit? Ist es 
eventuell sogar eine andere Welt?

Mamuro Hosoda erschafft in BELLE mit der virtuellen Welt „U“ eine 
Möglichkeit für alle sich einer anderen Realität hinzugeben. Die 
siebzehnjährige Suzu findet dort nach dem Tod ihrer Mutter Trost. Als 
ein User in Form eines mysteriösen Drachen für Unruhe sorgt, erkennt nur 
Belle, dass sich dahinter jemand verbirgt, der in der realen Welt 
dringend Hilfe benötigt.

Erlebt gemeinsam mit uns eine bildgewaltige Interpretation von „Die 
Schöne und das Biest“ mit wundervollem Soundtrack, der zum Träumen 
einlädt.



Und tschüss
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Wir freuen uns über Feedback! Anmerkungen, Kritik, Korrekturen, Fragen,
Lob und Ergänzungen einfach an info at filmkreis.de schicken. Mehr
Filmkreis gibt es unter www.filmkreis.de oder unter
www.facebook.com/filmkreis.

Bis dann im Audimax! (MA)

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Studentischer Filmkreis - Wir verzaubern das Audimax
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